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Willensfreiheit

Das Wissen Gottes
Wie wunderbar die Weltregierung Gottes eingerichtet ist, vermag ich dir nicht einmal anzudeuten. Es geht über die Grenze eures Denkens weit hinaus. So könnt ihr euch kein Bild davon machen, daß bei allen Lebewesen Geister Gottes als Wächter stehen und über alles Geschehen Bericht erstatten. Darum kann nichts geschehen ohne Wissen Gottes. Ihr nennt Gott daher den Allwissenden. Und ihr habt Recht.
Nur in einem Punkt geht ihr bei der Allwissenheit Gottes wieder zu weit, aus Furcht, ihr würdet sonst Gott etwas von seiner Größe rauben. Ihr lehrt nämlich, daß Gott auch diejenigen freien Entscheidungen des Menschen wisse, die noch der Zukunft angehören. Da seid ihr falsch unterrichtet; Gott weiß alles Tatsächliche. Er weiß das Vergangene und das Gegenwärtige. Er weiß jeden Gedanken. Von dem Zukünftigen weiß er die Schicksale, die er selbst für die Geschöpfe festgelegt hat. Aber er weiß nicht das, was in der Zukunft von der freien Willensentscheidung der geschaffenen Wesen abhängt. Er weiß nicht im voraus, wie der freie

Wille des Geschöpfes in diesem oder jenem Falle sich entscheiden wird. Darum prüft er ja auch die Geschöpfe.
Eine Prüfung wäre aber überflüssig und zwecklos, wenn Gott ohne Prüfung schon das Resultat der Prüfung bekannt wäre. Gott aber tut nichts Zweckloses. Auch wäre das Vorherwissen Gottes bezüglich der zukünftigen freien Entscheidungen der Geschöpfe nur auf Grund von Gesetzen möglich, die eine Notwendigkeit der zukünftigen Entscheidung in sich schließen und dadurch die Freiheit der Willensentscheidung aufheben würden. Es ist ein Widerspruch in sich, daß etwas freigewollt und doch zugleich notwendig eintreten soll. Es würde notwendig eintreten, wenn Gott es als Tatsache vorausgewußt hätte. Denn auch das Wissen Gottes unterliegt, wie jedes andere Wissen, ewigen Gesetzen. Für Gott ist aus demselben Grunde 2 mal 2 gleich 4, wie für jeden anderen Geist. Ein Wissen, also auch ein Vorauswissen, für das es keinen Anhaltspunkt gibt, existiert nicht. Auch nicht bei Gott. Denn auch beim Wissen Gottes gilt der Satz: ‘Nichts ohne Ursache. ’
Wenn für die freigewollten zukünftigen Entscheidungen der Geschöpfe ein absolut sicheres Vorauswissen Gottes bestünde, dann müßte ein Grund für dieses Wissen vorhanden sein. Dieser Grund könnte nur der sein, daß Gott von sich aus die zukünftige freie Entscheidung des Geschöpfes mit einer solchen Notwendigkeit herbeiführt, daß sie nicht anders ausfallen kann. Damit wäre aber die Freiheit des Geschöpfes aufgehoben.
Das Nichtwissen der freien zukünftigen Entscheidungen der Geschöpfe ist nicht ein Mangel in der Vollkommenheit Gottes, sondern eine notwendige Folge der Freiheit des Willens, des höchsten Geschenkes, das Gott seinen Geschöpfen geben konnte. Wie Gott so vieles deswegen nicht kann, weil es ein Widerspruch in sich wäre, wie er zum Beispiel nicht machen kann, daß 2 mal 2 gleich 5 ist, so kann er auch kein mit Freiheit begabtes Geschöpf schaffen, dessen freie Willensentscheidungen von Gott mit absoluter Gewißheit vorausgewußt werden, die also mit irgendeiner Notwendigkeit erfolgen müßten. Denn Freiheit und Notwendigkeit einer Entscheidung sind innere Widersprüche. Und absolute Sicherheit eines Ereignisses ist stets mit einer absoluten Notwendigkeit des Geschehens verbunden. Diese Wahrheit können eure Religionsgelehrten nicht umstoßen, mögen sie auch noch so viele Bücher schreiben, die das Gegenteil lehren.
Es sind alles Trugschlüsse, durch die sie die Mitmenschen irreführen. Es ist ein großer Trugschluß, wenn sie sagen, für Gott sei alles Gegenwart; für ihn gebe es keine Zukunft, und alles Zukünftige, auch die freigewollten Taten der Geschöpfe, seien ihm jetzt schon als Tatsachen gegenwärtig. Und daher wisse er sie.
So wenig, wie für euch ein Haus, das erst in der Zukunft gebaut werden soll, jetzt schon steht, ebensowenig ist für Gott das zukünftige Geschehen jetzt schon Tatsache. Zudem liegt es ja gerade in dem Begriff der freien Entscheidungen, daß es fraglich ist, ob die dadurch herbeizuführenden Geschehnisse überhaupt erfolgen und wie sie erfolgen.
Du weißt, daß ich dir hierin, wie in allem anderen, die Wahrheit sage. Du hast die zahlreichsten Beweise bekommen, daß ich ein Geist der Wahrheit bin, der dich belehrt. Ich habe es dir geschworen bei dem Allerhöchsten, dem wahrhaftigen Gott. Ich verkleinere durch diese Wahrheit des Nichtvorauswissens der freien Entscheidungen nicht die Größe Gottes. Aber ihr verunehrt Gott durch die gegenteilige Lehre, durch die ihr den Menschen einen abschreckenden Begriff von Gott vor Augen stellt.
Denn groß ist die Zahl der Menschen, die gerade deswegen das Dasein Gottes leugnen, weil sie es nicht fassen können, daß ein Gott Geschöpfe ins Dasein rufen sollte, von denen er mit absoluter Sicherheit weiß, daß sie ewig unglücklich werden. Ihr lehrt ja, wenn auch mit Unrecht, daß die Verdammten ewig verdammt bleiben. Nach eurer Lehre sollte also Gott Millionen Wesen geschaffen haben, von denen er mit unabänderlicher Sicherheit wußte, daß sie ewig verdammt würden.
Ein solcher Gott wäre kein Gott, sondern ein Ungeheuer. Auch der verkommenste irdische Vater würde sein Kind nicht dorthin senden, wo eine nie endende Qual mit absoluter Sicherheit seiner harret. Und was für einen irdischen Vaterbegriff eine Ungeheuerlichkeit bedeutet, das sollte im Begriffe Gottes, des unendlich gütigen Vaters, Wahrheit sein!?

Lies doch die Heiligen Schriften! Sie lehren dich, daß Gott gerade deswegen die Prüfungen schickt, um durch das Verhalten der Menschen in diesen Prüfungen festzustellen, nach welchen Richtungen sie sich entscheiden. ‘Der Herr, euer Gott, will euch nur auf die Probe stellen, um sich zu überzeugen, ob ihr den Herrn, euren Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt’ (5. Mose 13, 4).

Wenn also Menschen wegen dieser Irrlehre in ihrer Krise einer Prüfung Depression oder suizidale Gefährdung erleiden, so haben das die Verbreiter dieser Irrlehre mit zu verantworten. Ein stabiler Gottesglaube und das Wissen um diese notwendigen Prüfungen des Gewissens und der Gottestreue können dagegen jegliche Gedanken an Depression und Suizidalität überwinden lassen.